Sonnabend, 02.September 2000 | 22 / 29 |
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Am nächsten Tag hatte sich das Wetter wieder etwas erholt. An diesem unseren letzten Tag mit dem Wohnmobil setzten wir unseren Abstecher ins
Barossa Valley Richtung Adelaide über fort.
Diese über die Grenzen Australiens hinaus bekannten Weinanbaugebiete - jetzt im australischen Winter allerdings kahl - machten einen irgendwie von zu Hause vertrauten Eindruck, wobei die vielen deutsch klingenden Namen ihr Teil dazu beitrugen. Die Hänge entlang der Straßen werden von Reben gesäumt und Reklameschilder am Weg laden immer wieder zu Winzereien ein.
Kurz vor Adelaide wurden die Straßen unterwartet gebirgig. Nichts für Road Trains, trotz unseres relativ großen Fahrzeugs waren die Strecken aber dennoch problemlos zu bewältigen. Für die sonst nur sanfte Biegungen gewohnten Australier - vielleicht auch für die Touristen - waren alle engeren Kurven mit Geschwindigkeitsempfehlungen versehen. Hier kommt man nicht so schnell voran wie von den geraden Strecken im flachen Land gewohnt; da wir aber nur noch wenige Kilometer zurücklegen müssen, können wir uns die Zeit nehmen. In diesem Gebirge liegt auch die deutsche Kolonie Hahndorf. Da wir Deutschland jedoch schon zu Hause haben und das volle Reiseprogramm Prioritäten fordert, fiel dieser Punkt flach.
Sehr plötzlich ist der Übergang vom Gebirge zur Stadt. An einer der Tankstellen in der Einfallstraße kümmerten wir uns noch um die letzten Vorbereitungen zur Abgabe des Fahrzeugs: Kehren, ein letztes Tanken und das Auffüllen der Gasflasche (viel billiger als in Deutschland gewohnt) und dann noch den Weg zum Hotel gefunden. Dort haben wir uns zunächst schnell unseres Gepäcks entledigt. Wegen des schachbrettartig angelegten Straßennetzes ist Adelaide relativ übersichtlich. Dank der Navigation meines Beifahrers war es auch ein Leichtes, die Abgabestation zu finden.
In weniger als 2 Wochen haben wir insgesamt 5500 km mit dem Wohnmobil zurückgelegt, glücklicherweise ohne Unfall und Panne, wenn man mal davon absieht, dass bereits ab Übernahme die elektrische Klimaanlage für den Betrieb auf Plätzen mit Stromanschluss zwar kräftig lärmen, aber weder heizen noch kühlen wollte.
Unser frühes Eintreffen erlaubte uns, die Großstadt Adelaide noch ein wenig zu erkunden. Auch wenn im Stadtkern die Allerwelts-Betonarchitektur dominiert, verleihen die vielen historischen Bauten der Stadt das Flair des British Empire.
Hier fanden wir das Phänomen der Backpacker besonders auffällig, denn nirgendwo haben wir eine größere Konzentration von Backpacker-Hotels gesehen. Mit Schwerpunkt um den Busbahnhof werden zahlreiche Unternehmen um ihre Klientel. Dieser Trend verbindet die Interessen der in Sachen Komfort weniger anspruchsvollen, budgetmäßig aber eingeschränkten Reisenden mit dem Wunsch nach Rendite der Hoteliers und hat inzwischen in vielen Teilen der Welt Nachahmer gefunden.
Ein Schmuckstück Adelaides ist der Vorort Glenelg, direkt an der Küste gelegen. Wir wollen Seeluft schnuppern und begeben uns zur zentral gelegenen Straßenbahnhaltestelle, denn nach Glenelg gelangt man mit einer historischen Straßenbahn, der einzigen Straßenbahnlinie der Stadt, die als alltägliches Nahverkehrsmittel mit ihrer etwa 10 km langen Strecke das Zentrum mit dem Vorort verbindet. Dank überwiegend separater Trasse und beschrankter Bahnübergänge wird die Strecke durch Wohnviertel mit klangvollen Namen wie Black Forest ("Schwarzwald") schnell zurückgelegt.
Bei einer frischen Brise haben wir das Treiben der Angler auf der Seebrücke beobachtet und sind auf der von Araukarien gesäumten Uferpromenade spaziert. Vor der Rückkehr haben wir uns noch in einem der vielen Lokale bei Kaffee und Kuchen wieder aufgewärmt, während wir den Flaneuren auf der Hauptstraße zugesehen haben.
Erstaunlich schwierig war es, in Adelaide ein Restaurant nach unserem Geschmack für das Abendessen zu finden. Bekanntermaßen gibt es keine richtige australische Küche - wer sie sucht, findet sie eher außerhalb Australiens (zu Hause in Berlin: Woolloomooloo). In Adelaide jedenfalls herrscht die fernöstliche Küche vor. Schließlich haben wir doch noch etwas gefunden in Form einer ausgezeichneten italienischen Pizzeria. Die Wanddekoration kündet von der Sportbegeisterung in der Stadt - so führt ein Rundkurs für Straßenrennen mitten durch die Stadt.
Adelaide:
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Nur noch eine Woche bis zu den olympischen Spielen ! Im Outback hatte eigentlich kaum etwas an dieses bevorstehende Ereignis erinnert, hier in der Großstadt aber schon, und das, obwohl Adelaide nicht gerade im Zentrum der Wettbewerbe stand.
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© Eckart Märkel, Berlin 2001