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Nachdem das
Treffen über Himmelfahrt in den letzten Jahren regelmäßig an
der Ostsee stattfand, hatten wir diesmal ein neues Ziel
in Thüringen, genauer im Thüringer Becken (Karte). Landschaftlich
ist die Gegend etwas flach, wie der Name Becken schon sagt, und
hat optisch wenig mit dem Thüringer Wald zu tun. Als
Ausgangspunkt für Motorradfahrten in den Thüringer Wald, durch
das Eichsfeld oder zum Kyffhäuser ist es einfach ideal.
Unter Umgehung jeder Autobahn - und damit staufrei und streßarm - gelangte ich am Himmelfahrtstag (Donnerstag, 21.5.98) bei etwas kühlem, aber dennoch motorradfreundlichem Wetter - trocken - von Berlin nach Thüringen (nicht jeder hatte das Glück). Der letzte Teil der Anreise führte mich durch den Kyffhäuser: dort befindet sich außer dem sehr bekannten Denkmal auch die interessante Barbarossa-Höhle, die ich als Zwischenstop ausersehen hatte. Pünktlich zum Abendessen erreichte ich dann das Ziel.
Der in der Einladung angekündigte alte Gutshof (18.-20. Jahrhundert) in dem kleinen Dorf Lützensömmern entpuppte sich als Rittergut. Wer bei einem Rittergut an eine hochherrschaftliche Burg denkt, liegt hier falsch: Folgt man der Karrikatur an der Straße durch das verfallene Tor, fällt der Blick auf ein riesiges Graffiti an der gegenüberliegenden Hauswand. Im übrigen treffen der Verfall, LPG-Charme und modern renovierte Räumlichkeiten kontrastreich aufeinander, unterstrichen vom jugendlich-alternativen Touch des "Schloßherrn", einem Teen in zerrissenen Jeans, ständig im Gelände unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Die hier zur Pflege des deutschen und internationalen Liedguts weilenden Pfadfinder aus verschiedenen Ländern kampierten im Park des Anwesens und untermalten das Ganze akustisch mit Bongos und anderen Instrumenten und verliehen so dem Tagungshaus eine ganz besondere Note.
Die Zimmer befanden sich in einem der frisch - fast fertig - renovierten Fachwerkhäuser und waren deshalb modern mit Dusche und WC ausgestattet, wenn auch das Mobiliar aus knarrenden Doppelstockbetten und zerfallenden Stühlen etwas Ostalgie aufkommen lassen konnte. Rund ein Dutzend Teilnehmer, überwiegend aus Berlin, aber auch einige auswärtige Gäste sollten hier unterkommen.
Das Kulturprogramm sah die Besichtigung verschiedener Burgen und Schlösser in der Region vor: Freitag gleich ein Höhepunkt in Form der Burg Gleichenstein im Eichsfeld, wo eine Falknerei beeindruckende Vorführungen mit ihren Vögeln bietet.
Zurück im Rittergut, gab es Abendessen. Das
Lagerfeuer wurde in der recht kühlen Nacht als Tonnenfeuer
entflammt. Man hatte nun die Wahl zwischen gemütlichem
Beisammensein in der warmen Stube oder bei den flammenden
Klängen der Folklore unserer Mitgäste.
Auch am
Sonnabend standen Schlösser, Burgen und Ruinen auf der
Besuchsliste. So wurde beispielsweise die Burgruine Hanstein
erklommen von den 12 Erwachsenen sowie einem Schwerbeschädigten
mit Begleitperson. Kaffee und Kuchen wurden in den rustikalen
Räumen eines nun als Restaurant ausgebauten historischen Hauses
eingenommen, um nun mit neuen Kräften die nächste Ruine -
Mühlberg - zu stürmen.
An diesem Abend
sorgten Leute vom Thüringer Lederclub (TLC) im Garten eines
seiner Mitglieder für kulinarische Abwechslung mit einem
Grillabend nach dem Motto "Thüringer braten
Thüringer". In einem etwas eigenwilligen Ambiente aus
Schuppen, Duschvorhängen und Blumenwiese klang der Tag mit dem
gemütlichen Teil aus.
Am
Sonntag ging die Veranstaltung zu Ende. Wer nicht noch einen Tag
länger blieb, machte sich auf den Heimweg. Attraktive
Zwischenstationen wie das Schloß in Sondershausen verhalfen zu
dem Zufall eines unverhofft baldigen Wiedersehens zwischen den
Heimwärtsreisenden und den länger bleibenden ...
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