Montag, 14.August 2000 3 / 29
Hongkong  

Stadtrundfahrt in Hongkong

Die Großstadt auf der Insel

Der Verkehr

Bei einer so dicht besiedelten Großstadt unterstellt man schon im Vorhinein, dass chaotische Verkehrsverhältnisse herrschen müssten. Der Stop-and-go-Verkehr beim Transfer zum Hotel am Vortag bestätigte mich auch zunächst in dieser Auffassung. Ganz so schlimm wurde es dann aber doch nicht.

Die U-Bahn

UMit der U-Bahn - MTR (Mass Transit Railway) - unterquerten wir den Hafen und erreichten so Hongkong Island. Aufgrund von Hinweisen in Reiseführern hatte ich befürchtet, dass wir uns mit chinesisch beschrifteten Fahrkartenautomaten würden befassen oder Hände und Füße zur Konversation mit sprachunkundigen Verkäufern einsetzen  müssen. Nichts da: Glücklicherweise gab es all diese Probleme nicht: Im Bahn-Netz findet sich auch ein Ortsfremder gut zurecht, vielleicht sogar besser als mancherorts zuhause, wo man sich mit Waben und Tarifzonen herumschlagen muss - die gibt es in Hongkong zwar auch, doch auf dem riesigen Bildschirm fragt der Automat nach der Zielstation, die man auf der Grafik einfach antippt, und dann sagt er den Preis.

Die Fahrkarte steckt man in die Sperren bei Fahrtantritt und an der Zielstation, wo die Maschine sie wieder einkassiert; deshalb musste ich eine extra als Souvenir kaufen.

U-Bahn-Fahrkarte (Vorderseite)

U-Bahn-Fahrkarte (Rückseite)

EscalatorDer Escalator

RolltreppeEin ungewöhnliches, in der bergigen Stadt Hongkong jedoch sehr sinnvolles Nahverkehrsmittel stellt der Escalator dar, ein etwa einen Kilometer langes Rolltreppensystem, mit dem man die höher gelegenen Stadtviertel erreicht. Bis 10 Uhr morgens fahren die Treppen abwärts, danach - bis zum späten Abend - nach oben. Pünktlich zur Richtungsumstellung hatten wir uns am Fußpunkt eingefunden, um dann einige Abschnitte am Hang hinauf zu fahren.

Das Auto

Auto Auffällig an Hongkongs Straßenverkehr ist der geringe Anteil von Privatfahrzeugen. Viele Wege erledigen die Hongkonger mit der Metro, den Bussen oder ganz einfach zu Fuß, denn die hohe Einwohnerzahl sollte nicht darüber hinweg täuschen, dass die bebaute Fläche Hongkongs klein ist und somit alles ziemlich nah beieinander liegt. Der extremen Bevölkerungsdichte wegen gibt es auch kaum Parkplätze und eine hohe Besteuerung auf Privatfahrzeuge. Abgesehen von einigen Luxuskarossen handelt es sich bei den Privatwagen überwiegend um Lieferwagen.

Der Bus

BusDen Einschränkungen beim Individualverkehr steht jedoch ein hervorragend ausgebautes Nahverkehrssystem gegenüber. Es ist hier nichts ungewöhnliches, in der Straße eine Schlange von Bussen zu erblicken. Da aber auch die einen Stau bilden können, weicht man nach Möglichkeit auf das U-Bahnsystem aus.

Doppelstock-StrassenbahnDie Straßenbahn

StraßenbahnEine Straßenbahn ist an sich nichts ungewöhnliches, für eine Großstadt gar. Hongkongs Straßenbahn aber schon: Es sind Doppelstockstraßenbahnen. An der Haltestelle der Wahl betritt man den Wagen durch die hintere Tür. Verlassen wird die Bahn vorn, wo man beim Fahrer das Fahrgeld hinterlässt. Im Distrikt Central verkehren die abwechslungsreich  gestalteten Wagen in einer unglaublich dichten Folge, kein Problem also, wenn man mal eine nicht kriegt oder wegen Überfüllung fahren lassen muss - die nächste ist schon in Sichtweite.

Peak Tram - Victoria Peak

Sogar das hat Hongkong zu bieten: eine Bergbahn, die Peak Tram, eine historische Standseilbahn, die auf einen Sattel unterhalb des Victoria Peak führt. Die Fahrt auf den Victoria Peak lohnt auf jeden Fall - man hat hier eine phantastische Rundumsicht !

Peak TramAussicht von der Strecke der Peak Tram

Die Fähren und der Hafen

SchiffDen Hafen hatten wir ja nun schon mit der U-Bahn und dem Bus unterquert. Dem Personentransport dient aber auch das weltgrößte Linienfährnetz. Diese interessante und zugleich preiswerte Möglichkeit sollte man sich nicht entgehen lassen. Vor allem spätnachmittags bieten sich wunderbare Ausblicke über das Wasser. Caspar David Friedrich muss sein berühmtes Werk hier gemalt haben ...

Caspar David Friedrich-Ansicht des Hafens


Stadtrundfahrt

BusFür den Nachmittag hatten wir eine Stadtrundfahrt bei der Gray Line gebucht. Nachdem der etwas schmuddelige Zubringerbus etliche Runden durch das Einbahnstraßengewirr von Kowloon gedreht hatte, um noch einige Gäste unterschiedlicher Hotels abzuholen, wurden wir zum Umsteigen in einen deutlich luxuriöseren Reisebus gebeten. Die Klimaanlage bot eine angenehme Erholung von der Waschküchenluft, die in der Stadt um diese Jahreszeit herrscht. Durch einen der drei Straßentunnel fuhren wir nach Hongkong Island hinüber. Unsere erster Halt war ... die Talstation der Peak Tram. Wir kamen sogleich in den Genuss einer zweiten Auffahrt auf den Hügel. Auf dem Parkplatz an der Bergstation der Peak Tram sammelte uns der Reisebus wieder ein, und es ging bergab nach Aberdeen an der Südküste von Hongkong Island. 

Aberdeen

Hier im alten Hafenviertel Aberdeen befindet sich die größte Hausbootsiedlung Asiens. Von hier aus wurde eine Hafenrundfahrt unternommen: Für 20 HKD unternimmt man in kleinen Booten eine Rundfahrt, die vorbei an einem riesigen Restaurantschiff, Werften und einem Yachthafen durch die ankernden Boote der "Boat People" führt, schwimmende Hütten von Leuten mit meist geringem Einkommen, die hier auf dem Wasser ihre feste Bleibe haben, weil sie sich trotz der staatlichen Wohnungsbauprogramme die hohen Mieten nicht leisten können. Die Stadt stellt Sozialwohnungen zur Verfügung, Hochhauswohnungen mit geringem Ausstattungsstandard. Von außen erkennt man sie an der Wäsche, die an Stangen, die aus dem Fenster gehängt werden, getrocknet wird. 

Boat People

Im Kontrast dazu die properen Behausungen der besseren Schichten. Dazu gehört auch ein Haus an der Repulse Bay mit einem Loch: Dazu gibt es unterschiedliche Geschichten: die einen sagen, dass einem in den Bergen wohnenden Drachen der Blick nicht verstellt werden dürfe, andere reden von klimatischem Gründen, tatsächlich soll es aber nur der künstlerische Ausdruck des Architekten sein, der zu der auffälligen Konstruktion geführt hat.

Diamantschleiferei

DiamantFrüher haben Diamanten vielleicht einmal eine größere Rolle gespielt, für die Stadtrundfahrt ist die Edelsteinschleiferei aber noch wichtig genug:

So wurde eine solche Fabrik besichtigt: Vortrag und Führung mit anschließender Einkaufsmöglichkeit. Hier haben wir es jedoch vorgezogen, unsere Reisekasse zu schonen.

Trotz der Enge gibt es doch auch grüne Bereiche und Strände in Hongkong. Im Vorbeifahren konnten wir sie sehen.

Stanley Market

Ein kleiner traditioneller Markt, der Stanley Market, der heute anscheinend fast ausschließlich Touristen bedient, bildete den Abschluss der Rundfahrt. Wer wollte, konnte sich hier mit T-Shirts und anderen Souvenirs eindecken. So viel man bei einer Stadtrundfahrt auch sieht - erschöpfend ist sie nicht, also gibt es noch einiges auf eigene Faust zu erkunden.


Baustelle mit BambusgerüstStadtrundgang

Der Asienkrise zum Trotz gibt es viele Baustellen in Hongkong. Aus Platzmangel wird in die Höhe gebaut - womit wir bei einer weiteren Merkwürdigkeit angelangt sind: Baugerüste, egal in welcher - oftmals beeindruckender - Höhe, selbst an Hochhäusern, werden aus Bambus errichtet. Darin arbeiten die Bauleute, und die Frage nach Arbeitsschutzregeln drängt sich einem Europäer geradezu auf...

Fähre im Hafen, Hongkong

Den Abend nutzten wir, um - zum dritten Mal an diesem Tag (!) - nochmals auf den Victoria Peak zu fahren, um diesmal das nächtliche Panorama zu genießen.

Wenn man schon in einem Hotel an der Nathan Road logiert, dann kommt man um einen Bummel über diese Straße auch überhaupt nicht herum. Nun ist es nicht so, dass man das in den Geschäften Angebotene nicht auch anderswo bekäme und auch das Preisgefälle bei technischen Artikeln ist nicht so hoch, als dass sich ein Kauf hier lohnen würde - es ist vielmehr das Ambiente der ausladenden Reklameschilder, deren nächtliches Leuchten schon legendär ist und als so charakteristisch für Hongkong angesehen wird.



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© Eckart Märkel, Berlin 2001