Mittwoch, 23.August 2000 | 12 / 29 |
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Outback - das heißt 'da draußen' - in dieser unscharfen Art und Weise umschreiben die Australier das Gebiet abseits der Zivilisation, in dem wir uns nun schon einige Zeit befinden. Outback - das heißt auch: endlose Strecken; auch unsere heutige Etappe maß an die 700 km. Ab und zu begegneten uns die Road Trains, riesige Lastwagen mit bis zu drei Anhängern und einer Länge von bis zu 50 Metern, das für diese Gegend charakteristische Versorgungsfahrzeug.
Wer sich in dieser Einsamkeit mit einem
Handy gegen
Eventualitäten absichern möchte, sollte allerdings bedenken, dass Australien
in dieser Beziehung ein fast weißer Fleck ist. Dennoch: Auch die Australier haben das Mobiltelefon für sich entdeckt. Abdeckungskarten erläutern die Versorgung: Obwohl die
Mobilfunkbetreiber - allen voran die staatliche Telstra - behaupten,
94 % der australischen Bevölkerung zu versorgen, sind doch 96 % der Landfläche unversorgt. Gut, aber nicht lückenlos versorgt sind vor allem die stärker besiedelten Bereiche an der Südostküste. Wer die ganz abgelegenen Straßen fahren möchte, sollte sich ein Satellitentelefon kaufen oder
mieten, da sind 100 % Abdeckung garantiert. Obwohl unsere Strecke überwiegend durch unversorgtes Gebiet verlief, sollte für unsere Tour ein normales Handy reichen.
(mehr Informationen).
Straßen und PistenWo wir schon bei der Infrastruktur sind: Von den ohnehin wenigen Straßen durch den Kontinent sind nur die größten befestigt, d. h. asphaltiert; diese sind dann auch zumeist in überraschend gutem Zustand. Die anderen sind überwiegend Schotterpisten, sogenannte gravel roads. Letztere sind bei guten Wetterverhältnissen meist ohne weiteres noch mit einem normalen Wagen zu befahren, allerdings verbieten die Fahrzeugvermieter dies in ihren Bedingungen für ihre nicht allradgetriebenen Fahrzeuge. Das "untere Ende" bilden die Tracks - Wege, wo man schon genauer hinsehen muss, um zu sehen, wo es weitergeht; da sollte man dann schon ein geländegängiges Fahrzeug haben.
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Devil's MarblesMit fast 700 km absolvierten wir heute eine der längeren Etappen. Es ist schon Abend, als wir unser Tagesziel erreichen: Die Devil's Marbles ("Teufelskugeln") "bei" (d. h. 100 km entfernt von) Tennant Creek. Im Abendlicht wirken diese Felsen noch gespenstiger. Die Verwitterung hat die Ecken der Granitfelsen abgerundet. Der krasse Temperaturwechsel von heißen Tagestemperaturen zu frostigen Nachttemperaturen tut ein übriges: Schalenartig platzen immer wieder Schichten ab und legt den Vergleich mit Eiern nahe - für die Ureinwohner sind es die heiligen Eier der Regenbogenschlange. Vielleicht weniger respektvoll, aber nicht weniger beeindruckt, steht man als Tourist vor dem Naturdenkmal: Posen der Versuche, die Felsen wegzurollen, füllen das Fotoalbum. Ein traumhafter Sonnenuntergang beschloss den Tag. |
Die Wüstennacht an den Devil's MarblesDie Nacht ist nicht allein zum Schlafen da: Nach Einbruch der Dunkelheit wölbt sich ein einzigartiger Nachthimmel über der Steppe. Vor pechschwarzem Untergrund erstrahlt das Band der Milchstraße in aller Deutlichkeit mit Milliarden von Sternen, und selbst dunkle Objekte lassen sich ausmachen. Hier stimmt alles: Das Fehlen von Lichtquellen in weitem Umkreis, klare Luft und knochentrockene Atmosphäre sorgen für beste Beobachtungsbedingungen. Für einen Astronomen wie meinen Karsten bedeutete das einen der Höhepunkte bei der Unternehmung, denn so werden im Teleskop auch schwache Objekte sichtbar. Wer bisher nur den Anblick der nördlichem Hemisphäre gewohnt ist, findet hier auf der Südhalbkugel viel neues. Ohnehin ist der Südhimmel viel reicher an interessanten Objekten, und die Milchstraße ist hier wesentlich ausgeprägter. Ab und zu durchzog ein Leuchtstreifen den Himmel: Sternschnuppen ! Ich habe hier sicher in einer einzigen Nacht mehr Meteoriten gesehen, als zuvor in allen anderen meines Lebens. Erst das Heulen eines Dingos in der Entfernung mahnte zum Ende der Aktion und erinnerte daran, dass wir doch nicht ganz allein waren.
Kennzeichnendes
Sternbild des Südhimmels ist das Kreuz des Südens. Man findet
dieses Sternbild auch auf der australischen Flagge wieder. |
Wie wir schon bei den Himmelsbeobachtungen feststellen konnten, sind die Nächte in der Wüste sehr frisch. Auch wenn tagsüber wüstenhafte 40 Grad erreicht werden, kann nachts die Frostgrenze unterschritten werden. In unseren Schlafsäcken war es jedenfalls recht kühl, und am Morgen bedurfte es schon der wärmsten Pullover für den Rundgang zwischen den Steinen. Vor dem Aufbruch nutzten wir noch die Gelegenheit, die Landschaft hier noch ein wenig näher in Augenschein zu nehmen: zum Beispiel das spitze Spinifex-Gras, das schon die Entdecker gequält hatte, oder die Veilchen, die wir hier zu unserer Überraschung fanden. Mit steigender Sonne mussten die Pullover später während der Fahrt wieder den T-Shirts weichen, bei eingeschalteter Klimaanlage.
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© Eckart Märkel, Berlin 2001