Sonnabend, 26.August 2000 | 15 / 29 |
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Bevor wir Alice Springs
verließen, nutzten wir noch einmal die guten Einkaufsmöglichkeiten und frühstückten in einer Bäckerei.
Später passierten wir das grüne Tal des Finke River, der uns schon einmal -
nämlich in Glen Helen - begegnet war. Hier kreuzt er den Stuart Highway.
Von der Feuchtigkeit profitieren viele Pflanzen und bilden blühende Blumenwiesen - ein für die sonst trockene Gegend buntes Bild.
Wenig weiter liegen die Henbury Meteorite Craters etwas abseits der Straße; wir müssen sie "links" bzw. geografisch gesehen rechts liegen lassen, da sie nur über eine Schotterpiste erreichbar sind. Der fehlende Straßenbelag auf der Ernest Giles Road zwang uns auch zu einem über 100 km langen Umweg zum Ziel unserer heutigen Tagesetappe.
Nach den vergleichsweise wenigen Kilometern am Vortag mussten wir mal wieder ein wenig aufholen. Die Länge der Strecken bringt es mit sich, immer wieder einmal halten zu müssen um das Fahrzeug zu betanken, Toiletten aufzusuchen, und natürlich selbst einen Happen zu essen. Zu all dem bieten sich die in größeren Abständen von 50 bis über 100 km liegenden roadhouses an. Wo es welche gibt, sind Abzweige und Kreuzungen prädestinierte Standorte für diese Einrichtungen. Man trifft da auf ganz verschiedene Lokale: während die einen eher an eine moderne Autobahntankstelle erinnern, sehen die kleineren mitunter aus wie aus dem Museum: die ältliche, aber doch schon motorbetriebene Zapfsäule bedient der Tankwart aus dem Imbiss nebenan. Viele dieser älteren roadhouses sind Zeugnisse der Vergangenheit, deren lange Geschichte sie mit der ihres Landes verbindet. Oft bieten die roadhouses auch Übernachtungsmöglichkeiten. An einem kleineren roadhouse begegnete uns eine Gruppe Aborigines beim Anschieben ihres Wagens, der aussah wie vom Schrottplatz. Von den Weißen nehmen sie aber - so gut es geht - keine Notiz.
Vielleicht liegt es auch an Australiens Post, wenn Telefon, Fax und Internet eine so große Rolle spielen. Tatsächlich ist es natürlich schon eine Schwierigkeit, ein so großes und dünn besiedeltes Gebiet postalisch zu erschließen. Trotzdem kein Grund, warum einige unserer Postkarten ihr Ziel nicht erreichten. Hatten wir vielleicht einen toten Briefkasten erwischt ? - Alle anderen Briefe hatten in 1 ... 2 Wochen ihre europäischen Empfänger erreicht. Postämter findet man auch in kleineren Orten, mitunter ein wenig verschlafen wirkend. Den roten Briefkasten rechts fanden wir an einem roadhouse. Klar, dass auch eine Briefmarke als eins der kleineren und leichteren Reiseandenken den Weg nach Hause findet.
Um zum Kings Canyon zu gelangen,
verließen wir den Stuart Highway bei
Erldunda auf dem Lasseter Highway.
Nach 500 km erreichten wir das Ziel unserer heutigen Tagesetappe: den Kings Canyon:
Manche vergleiche ihn mit dem Grand Canyon in den USA, aber ganz diese Dimensionen hat er denn doch nicht - der Kings Canyon. Nichtsdestotrotz - es handelt sich um eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges, die letzte große vor Erreichen des Ayers Rock. Am Nachmittag trafen wir ein, Zeit genug, um noch einen kleineren Spaziergang im Tal des Canyon zwischen den Geistereukalypten mit ihren blendend weißen Stämmen zu machen, vor der Suche nach dem nächsten Nachtquartier. Hier im
Watarrka Nationalpark fanden wir dieses natürlich auch. Vom Platz aus können wir einen Sonnenuntergang unter Wüsteneichen mit Blick auf die
Ernest Giles Range erleben. Nachts erleuchteten romantische Lagerfeuer den Campingplatz.
Obwohl solche Einrichtungen weit überwiegend nur von Einzelreisenden und Kleinstgruppen frequentiert werden, sind in der Nähe der bedeutenderen Anziehungspunkte ab und zu auch größere Gruppen unterschiedlicher Ausrichtung zu sehen. Die einen reisen im klimatisierten Komfortomnibus, die anderen zieht es mit Geländewagen ins Abenteuer des unwegsamen Outback. Gesammeltes Brennholz, Zelte und andere Ausrüstungsgegenstände sind auf den Dächern der Offroader verzurrt. Der Motorradcamper, ein Motorrad mit Campinganhänger, ist mir ein Foto wert (s. Bild).
Im Prinzip ist man für die Übernachtung in Australien nicht an Campingplätze gebunden, sondern kann dies in freier Natur tun; Ausnahmen sind jedoch die Nationalparks, die so gut wie jede gut erreichbare Attraktion umgeben.
Einer besonderen Erscheinungsform begegneten wir hier: Auf dem Weg zum Waschhaus erkannten wir im fahlen Licht der Nachtbeleuchtung auf einer Wiese im Gelände des Platzes eine Anzahl von Säcken. Bei genauerem Hinsehen fielen leichte Bewegungen auf: tatsächlich, es handelte sich um Outdoor-Schlafsäcke, in denen eine Gruppe hier unter freiem Himmel übernachtete, neben ihrem Bus. Morgens, als wir aufstanden, war schon alles weggeräumt und die Gruppe über alle Berge. Wir brachen auch auf, um den Kings Canyon noch einmal näher zu erkunden.
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© Eckart Märkel, Berlin 2001