Mittwoch, 30.August 2000 | 19 / 29 |
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Südlich von Coober Pedy liegen kaum touristisch Anziehungspunkte an der langen und in weiten Bereichen öden Strecke. So war wieder einmal ein Tag Kilometerfressen angesagt: 766 km sollten es heute werden; unser Ziel: die Flinders, genauer: der Wilpena Pound.
Die fast vegetationslose Steppe läßt einen in dieser Gegend ganz besonders die Weite dieses Kontinents spüren. Rastplätze sind hier mit Sonnendächern und einem Wassertank ausgestattet, dessen Wasser man jedoch nur mit Vorsicht als Trinkwasser nutzen sollte. Auf einem solchen Rastplatz kamen wir auch mit einem Australier ins Gespräch und wurden über etwas aufgeklärt, wovon wir jedoch vorher schon in unseren Reiseführern erfahren haben: Wie wir fuhr er in seinen Urlaub durch das Land, um es kennenzulernen; doch: er ist die Ausnahme. Australier reisen nicht wie die Europäer diese Riesenstrecken durch ihr Land. Gleichwohl sind die touristischen Pfade in Australien ausgewiesen, wie beispielsweise der Explorer Highway.
In immer wiederkehrenden Abständen ragen abseits der Straße die Masten von Richtfunkstrecken empor. Die Einsamkeit des Weges wird nur hin und wieder durch ein roadhause unterbrochen, jene Versorgungseinrichtungen aus Tankstelle, Raststätte und manchmal Hotel, die im dicht besiedelten Deutschland mit Autobahnraststätten vergleichbar sind.
Wir hatten die Grenze nach Südaustralien lange hinter uns gelassen. Eine große Tafel am Straßenrand kündete hunderte von Kilometern vor Coober Pedy davon und belehrte außerdem darüber, dass keine Nahrungsmittel eingeführt werden dürfen. Uns kam das von der Einreise nach Australien bekannt vor. Spätestens im Flugzeug wird man mit Australiens Importvorschriften bekannt gemacht, die die Einfuhr von Nahrungsmittel streng beschränken in der Absicht, das Land vor Tierseuchen und Pflanzenkrankheiten zu bewahren. Dank der Insellage hat der Kontinent eine eigene Tier- und Pflanzenwelt hervorgebracht, die gegen dergleichen eingeschleppte Übel kaum Abwehrkräfte hat, wie man von der Verbreitung der von den Eroberern ausgesetzten Wildtieren weiß.
Ein Ort hier in dieser Gegend ist schon etwas Besonderes. Jedenfalls sehen die selbstbewußten Einwohner des Örtchens das offenbar so und machen das auch deutlich, wie das Beispiel Glendambo zeigt: Unübersehbar reckt sich stolz der Mast des Windrads empor.
Fast jeder australische Ort - mag er auch noch so klein sein - verfügt auch über eine
Tourist Information, oft nur in Form einer Holztafel (wir sehen hier
nicht die erste), auf der die wesentlichen Dinge ausgehängt sind - Namen und
Anschriften von Hotels und anderen gastronomischen Einrichtungen.
Für weitere Informationen bitte auf die Tafeln klicken !
Windräder, wie man sie von Abbildungen kennt, und wir ein besonders schönes in Glendambo sahen, sind in dieser Gegend keineswegs so häufig, wie man denkt. Statt der erwarteten malerischen Exemplare sieht man vielfach verfallene und flügellose Masten herumstehen. Andere Gerätschaften erklären aber, warum das so ist: Anders als es in Europa neu entstehende Windparks anzeigen: in Australien hat das Windrad hat als Energiequelle ausgedient, denn eine andere natürliche Energiequelle steht in diesem Landstrich recht zuverlässig zur Verfügung: die Sonne. So sieht man ab und zu Solarkollektoren in der Nähe der Straße.
Auf unserer heutigen Etappe konnten wir durch die Autofenster den Wechsel der Klimazone von einer heißen und trockenen Wüste in ein eher feuchtes Mittelgebirge anhand der sich wandelnden Landschaft mitverfolgen.
Langsam kamen wir in das Gebiet der großen Seen. Viele von Ihnen sind zeitweise trocken. Einen See sehen wir uns näher an: es ist ein Salzsee, in dem wir noch rostige Spuren früherer Salzgewinnung vorfanden.
Direkt am See verläuft auch auch die Bahnlinie von Adelaide nach Alice Springs. Ein Zug fuhr gerade nicht vorbei - die sind auch nicht so häufig: Neben Güterzügen fährt alle zwei Tage ein Personenzug pro Richtung auf dieser Strecke. Züge mit Tradition erinnern heute noch daran, dass die Eisenbahn in den Pionierzeiten bei der Erschließung des Landes eine Rolle gespielt hatte, doch heute haben die Straße und das Flugzeug der Bahn eine Nebenrolle beim Personentransport - vor allem in den weniger bevölkerten Gegenden - zugewiesen. In einigen Regionen spielt die Bahn noch eine Rolle für den Transport von Bodenschätzen wie dem Eisenerz. Unsere Reise hatte diese Bereiche aber nicht berührt.
Mehr als Schienen und Eisenbahnzüge bilden die Road Trains auf der Straße das wirtschaftliche Rückgrat der Region. So gut wie alles wird mit diesen Fahrzeugen hier her gebracht - oder von hier weg. Vielleicht denkt man beim Gedanken an kilometerlang schnurgerade geradeaus führende Highways eher an die USA, diese jedoch findet man in Australien.
Plötzlich schien am Horizont ein mitten auf der Straße stehendes Haus aufzutauchen. Auch wenn die oft flirrend heiße Asphaltdecke den Gedanken nicht ganz von der Hand weisen läßt - auf eine Fata Morgana waren wir doch nicht gefaßt. Blinklichter und Scheinwerfer in der Entfernung machten uns jedoch bald klar, dass sich wohl doch etwas Ungewöhnliches näherte: ein Schwertransport, der sich mit ganz erheblicher Geschwindigkeit auf uns zu bewegte. Wir machten es den vor und hinter uns fahrenden gleich und hielten am Straßenrand an, während ein komplettes Haus auf einem Tieflader rechts und links über die gesamte Straßenbreite ausladend an uns vorbeifuhr.
Spätestens mit dem Erreichen der Flinders bekam die Landschaft mitteleuropäischen Charakter und erinnert schon ein wenig an zu Hause, wenn nicht ...
Einzig die Anwesenheit typisch australischer Tiere erinnerte uns daran, dass wir nicht zu Hause sein konnten: Eine Herde Emus - der australische Strauss - rastete gerade an einer Viehtränke. Indessen handelte es sich hier dennoch nicht um eine Zucht, wie wir zuerst vermutet hatten, vielmehr waren die wildlebenden Laufvögel hier nur zu Gast, wie uns Einheimische später erklärten.
Die hereinbrechende Dunkelheit und aufkommender Hunger veranlaßte uns nun, doch schon vor Erreichen des Flinders Nationalparks nach einem Plätzchen für die Übernachtung Ausschau zu halten. Diese fanden wir in Hawker (weiterer Link) in Form eines Caravan Parks, von denen es in Australien, in touristisch erschlossenen Gegenden wie dieser insbesondere, viele gibt.
Die Plätze bieten neben einem Stellplatz, zumeist mit Strom- und Wasserversorgung, sanitäre Anlagen, Waschgelegenheiten und ein unterschiedlich großes Angebot an weiteren Zusatzeinrichtungen. Meistens gehört auch ein einfaches Restaurant dazu, hier im ausgewählten aber ausnahmsweise nicht. dass dies hier aber kein Mangel war sahen wir, als wir das "Old Ghan" ganz in der Nähe lokalisierten: "Bahnhofsgaststätte" trifft es nicht ganz: Kombiniert mit einem Museum bzw. einer Galerie befand sich im Stationsgebäude der ehemals hier verkehrenden Bahnlinie des legendären Zugs ein Restaurant einer Klasse, die man hier auf dem Dorf nicht erwartet hätte. Heute verkehrt die Bahnlinie von Adelaide nach Alice Springs über eine andere Strecke. Während der Streckenabschnitt bei Hawker komplett aufgegeben wurde, wurde ein anderer Streckenabschnitt für die Pitchi Richi Railway mit historischen Dampfzügen als Museumseisenbahn wieder hergerichtet.
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© Eckart Märkel, Berlin 2001