Madeira-Reisebericht - November 2002 | Übersicht |
Wegen des sehr frühen Flugs mussten wir noch während der Nacht, lange vor Sonnenaufgang, aufstehen, denn unsere Maschine war eine der ersten vom Flughafen Berlin-Tegel startenden Maschinen. Bei spätherbstlich kalten Temperaturen gelangten wir - etwas ungewöhnlich - mittels Motorrad über noch ausgestorbene Straßen zum Flughafen. Vor dem Check-in waren dort auch noch die Reiseunterlagen abzuholen, da wir recht kurzfristig gebucht hatten. Zu dieser Zeit war auch noch keiner der Imbisse geöffnet, aber nach dem Einchecken des Gepäcks war noch Zeit, ein Brötchen und einen Becher Kaffee in der Flughafenbäckerei zu verdrücken. Aber immerhin belohnt die frühe Abflugzeit praktisch mit einem Extratag am Urlaubsort.
Wie gewohnt piepte die Kontrollschleuse bei mir - die Motorradstiefel mussten den Weg durch das Röntgengerät nehmen. Nachdem wir das novembertrübe Berlin verlassen hatten, konnten wir während des planmäßig verlaufenden Flugs der Air Berlin den Sonnenaufgang hoch über den Wolken beobachten.
Die Flugzeit beträgt etwa vier Stunden. Bei mittlerweile klarem Wetter konnten wir aus den Fenstern den Anflug auf Madeira beobachten: er verlief entlang vor Küste mit Blick auf die Inselhauptstadt Funchal und unseren künftigen Aufenthaltsort Canico de Baixo. Der Flughafen ist auf Stelzen an der Küste gebaut, da die bergige Landschaft einfach keine ausreichend große Ebene für die Anlage eines Flughafens bietet.
Freundlich warmes Wetter empfing uns bei der Ankunft. Da Madeira zum EU-Land Portugal gehört, verlief die Einreise ohne Formalitäten und da auch die Organisation routiniert gut klappte, saßen wir bald in einem Minibus, der uns zu unserem Hotel, dem Hotel Rocamar in Canico de Baixo, brachte.
Der frühen Ankunft wegen konnten wir unser Zimmer nicht gleich beziehen, und so nutzten wir die Zeit zu einem kurzen Rundgang in die Umgebung des Hotels. Die vielen blühenden Aloe, zu Hause eher als unscheinbare Zimmerpflanze ein Begriff, prägten hier das Ortsbild. Neben einer Ruine, deren Architektur von einer glanzvollen Zeit erzählte, war die Baustelle für neue Hotelbauten. Trotz der hier konzentrierten touristischen Einrichtungen erstickt die Insel nicht im Tourismus, wie wir auch später sehen konnten. Unweit des Hotels fanden wir noch ein Eckchen mit eher ärmlich aussehenden Fischereieinrichtungen. Ansonsten, wenn Portugal das Armenhaus der EU sein sollte, so kommt das auf Madeira nicht auf den ersten Blick zum Ausdruck.
Wie fast alle am Meer gelegenen Hotels hatte unseres einen (aufgrund gesetzlicher Vorschriften dort öffentlich zugänglichen) Lido, der wegen der zu dieser Jahreszeit vergleichsweise kühlen Witterung allerdings nur mäßig stark frequentiert wurde. Eine gelbe Fahne warnte vor dem Baden bei der herrschenden Brandung, die bisweilen für nasse Duschen auf der Mole sorgte. Mehr als handtellergroße Krabben zwischen den Felsen ließen sich davon aber nicht stören.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit einem Ausflug nach Canico, dem Zentrum unseres Orts. Die Reisekataloge beziffern die Entfernung auf 2,5 km, verschweigen dabei allerdings die 300 Höhenmeter, die den Weg eher zu einer Bergwanderung werden lassen, statt zu einem gemütlichen Spaziergang. Hinzu kommen die vor allem für Fußgänger ungemütlichen Straßenverhältnisse nicht nur hier am Ort, sondern auf der ganzen Insel, d. h. größtenteils fehlende Gehwege, die manche Strecke zum gefährlichen Pflaster machen. Schließlich war es uns doch gelungen, den richtigen Weg zum Ort zu finden, einen steilen, aber netten Fußweg zum alten Zentrum, vorbei an idyllisch gelegenen Hütten in Gärtchen mit exotischen Früchten und reich blühenden Pflanzen.
Natürlich markiert eine Kirche das Zentrum des Ortes, davor ein Platz mit einem Drachenbaum. Hier gönnten wir uns einen Kaffee in einem Café. An der Kirche konnten wir ein Kachelbild bewundern, eine für Madeira typische Kunst. In den umliegenden Straßen erstreckt sich das geschäftliche Zentrum, in dem mittlerweile auch einige Einkaufszentren den Ton angeben.
Die hohe Lage dieses wie auch anderer Orte auf Madeira erklärt sich durch die Bedrohung durch Piraten in früheren Zeiten. Heute baut man dichter am Meer.
Nach dem Bummel traten wir den Rückweg an. Bisweilen säumen Passionsblumen und Kakteen, zuhause nur in Blumenläden und Gärtnereien erhältlich, wie Unkraut die Straßenränder.
Wir wollten nun zum Meer. Eine hübsche Stelle der Felsenküste erreichten wir über einen steil gewundenen Abstieg an der Felswand. Der Weg wird abwechslungsreich von Aloe, Kakteen mit einer riesigen Menge an Kaktusfrüchten und Schilf gesäumt. Auf einem Felsen am steinigen Ufer - Sandstrand gibt es auf Madeira kaum - genossen wir den Abend. Auch an schönen Tagen ziehen abends oftmals Wolken vom Meer heran, so blieb uns ein Sonnenuntergang am Meer vorenthalten.
Freitag |