LMZ Helvetica Bike Week 2005 - ein Reisebericht | Fr - Sa - So - Mo - Di - Mi - Do - Fr - Sa |
Für den nächsten Morgen waren zwei Sonderbusse für den Transfer von den Hotels zum Parkplatz gechartert worden, die auch pünktlich nach dem Frühstück abfuhren. Auf dem Parkplatz am Eisstadion versammelten sich die Gruppen, deren Mitglieder sich mittels gleichfarbiger Tücher - wie von allen vorhergehenden Helveticas bekannt - auswiesen. Nach und nach verließen die Gruppen den Parkplatz mit Richtung auf das Tagesziel Moûtiers.
Von dieser Etappe gibt es leider nichts Erfreuliches zu berichten, denn bei zunehmendem Regen war fast nichts von der Landschaft zu sehen. Schade auch für diejenigen, die sich große Mühe gegeben hatten, schöne Routen auszusuchen und vorzubereiten, da diese nun aber nach Möglichkeit wenigstens teilweise abgekürzt wurden. Auch wasserdichte Kleidung vermochte den Angriffen des Nass nicht immer standzuhalten, und selbst meine mir bisher nur als dicht bekannten Koffer hatten ein wenig Feuchtigkeit eingelassen. Man war immer froh, wenn die "himmlische Dusche" durch eine Kaffeepause oder das Mittagessen unterbrochen wurde, etwa im mondänen Montreux [176], wo es die erste Gelegenheit gab, sich während eines Kaffees der tropfnassen Handschuhe vorübergehend zu entledigen.
Es gibt eine für alle empfohlene Route, von der die einzelnen Gruppen aber nach Lust, Laune und vor allem Zeit abweichen können. Heute war aber bestimmt nicht der Tag dafür, und so trafen die Gruppen an den Zwischenzielen immer wieder aufeinander, zum Beispiel am Col de La Forclaz [179], wo das Restaurant bereits gut besetzt war, als meine Gruppe als eine der langsameren eintraf. Doch fand sich noch ein leerer Speisesaal. Als wir uns anschickten, dort Platz zu nehmen, wies uns die Kellnerin darauf hin, dass in diesem Raum nicht geraucht werden dürfe und, dass hier auch kein Käse serviert würde. Während ersteres noch auf Verständnis stieß, wurde der zweite Teil verschiedentlich für einen Scherz gehalten. Die Kellnerin bestand aber in vollem Ernst darauf. Die besonders wertvolle Tapete solle nicht den Geruch annehmen. Nun war einigen aber doch nach Käse - in einer solchen Gegend natürlich besonders. Nachdem der Wunsch, anders platziert zu werden, mangels freier Tische nicht umgesetzt werden konnte, ließ sich der Chef vom Dienst zähneknirschend doch darauf ein, in diesem Raum Käsegerichte zu servieren. Wahrscheinlich wurde diese Gaststube nach dem Mahl für Renovierungsarbeiten geschlossen.
Später, bei der Durchfahrt von Albertville, kurz nach einem Tankstop, forderte der Regen noch ein Opfer: Ein Franzose war mit seinem Auto auf einen Teilnehmer meiner Gruppe aufgefahren, als dieser an einer roten Ampel anhielt. Besonders bei solchen Ereignissen zeigt sich, wie nützlich es ist, auf die perfekte Logistik der Tourplanung des LMZ zurückgreifen zu können. Dem Opfer war zum Glück nicht viel passiert, und auch der Schaden an der Maschine erschien überschaubar. Andy schickte den Rest der Gruppe ins nun nicht mehr ferne Moûtiers vor und kam selbst zurück.Bald darauf hatten wir auch das Tech Team des LMZ vor Ort, um bei der Protokollierung mit den Französischkenntnissen zu helfen und später das Motorrad auf den Hänger zu nehmen. Dadurch kamen wir sehr spät - für das Essen aber gerade noch rechtzeitig - im Ibis-Hotel Moûtiers an.
In der allabendlichen Ansprache von Adrian erreichte uns die Kunde, dass es mit dem Wetter noch schlimmer hätte kommen können, denn in der Zentralschweiz hatte es verschiedentlich Landunter mit gesperrten Straßen und unterbrochenen Bahnlinien gegeben. Die Ankündigung einer Wetterbesserung für unser Zielgebiet ließ hoffen und war auch dringend nötig, denn ich hatte mich schon mit den Gedanken getragen, mich bei einer Fortdauer des Katastrophenwetters abzuseilen. Wieder einmal hatte der LMZ mit seiner Tour ein Hotel fast komplett belegt. Dies ist an sich schon eine Leistung, eine so große Teilnehmerzahl an einem Ort geschlossen unterzubringen.
Die überall auf den Gängen herumhängende Regen- und andere tropfnasse Kleidung verbreitete eher Lager- als Hotelatmosphäre. Natürlich war auch bei mir Etliches nass oder feucht geworden. Nach dem Essen blieb wieder viel Zeit für ein Bier oder einen Tratsch. Für Mitternacht sah das Programmheft jedoch "strikte Nachtruhe" vor. Die Überwachung der Einhaltung dieser Regelung fiel sicherlich auch in den Zuständigkeitsbereich der drei Gouvernanten, die man sich aber nicht als böse Monster vorstellen darf, die mit Knüppel und Peitsche für Ordnung gesorgt hätten - obwohl dies vielleicht so mancher Schwarz-Träger genossen hätte?! Doch hätte sich nach dem anstrengenden Regentag ein solcher Einsatz wohl auch erübrigt.
Moûtiers liegt am Mont-Blanc-Massiv und Gebirge stand auch für die nächsten Tage an. Die weitere Streckenführung führte in die Haute-Provence.
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